Mehr zur Bibliotheksgeschichte
Hier finden Sie ein Archiv zu Ereignissen aus der Bonner KHI Bibliotheksgeschichte.
2023
Bericht über den Bibliotheksumzug
Bibliotheksumzug
Bild © Universität Bonn / YouTube
2022
Ausstellung: Kandinsky im KHI!
Anlässlich der Hundertjahrfeier des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn fand 1972 eine Ausstellung der Grafikmappe Kleine Welten von Wassily Kandinsky (1866–1944) in den Räumen des Instituts im kurfürstlichen Residenzschloss statt. Heute – wiederum 50 Jahre später – präsentiert das KHI zum 100. Geburtstag der Kleinen Welten abermals die Grafiken aus seiner Bibliothek. 1922 gedruckt in der Graphischen Druckerei des Staatlichen Bauhauses in Weimar, gelten die zwölf signierten Druckgrafiken als Höhepunkt von Kandinskys grafischem Lebenswerk. Doch wie kommt die Grafikmappe in die Bibliothek des KHI?
Die Kleinen Welten wurden am 15. Juli 1938 gemeinsam mit vier weiteren grafischen Folgen in der Bibliothek des Kunsthistorischen Instituts inventarisiert. Für gerade einmal zehn Reichsmark, also deutlich unter Wert, war das gesamte Konvolut bei der Bonner Buchhandlung Ludwig Röhrscheid erworben worden. Dabei waren die Künstler Wassily Kandinsky, Otto Schoff (1884–1938) und Otto Lange (1879–1944) von der NS-Femekampagne „Entartete Kunst“ betroffen. Warum erwarb das KHI also unter der Leitung des bekennender Nationalsozialisten Alfred Stange (1894–1968) diese Mappen? Ungeklärt bleibt vorerst auch, aus welchen Quellen die Buchhandlung Ludwig Röhrscheid die Werke bezogen hatte, bevor sie diese an das KHI weiterverkaufte. Handelt es sich möglicherweise um NS-Raubgut? Waren es etwa jüdische Vorbesitzer*innen, die sich unter dem Druck der NS-Verfolgung von ihrem Eigentum trennen mussten? Auch dafür gibt es bislang keine Indizien, ausgeschlossen werden kann es jedoch nicht. Die Ausstellung versteht sich insofern als Auftakt zur Erforschung der Erwerbungsstrategien und Provenienzen seiner Bibliothek zur NS-Zeit, deren problematische Geschichte hier sichtbar werden soll.
Weiterhin lädt die Ausstellung dazu ein, das Hauptwerk Kandinskys mit den zeitgenössischen Mappenwerken auch auf künstlerischer Ebene zu vergleichen, scheinen sie doch auf den ersten Blick völlig verschieden zu sein: erotische Badeszenen aus Berlin-Wannsee, Südsee-Eindrücke, wilde Tiere und die Sammlung Krieg und Kunst von 1915 mit ihren dokumentarisch bis kritischen Auseinandersetzungen mit dem Ersten Weltkrieg. Tatsächlich sind sie alle Zeugnis spezifischer Reaktionen auf diesen und standen mit ihren vielschichtig-ambivalenten Bildern im Gegensatz zur eindimensionalen Verwertung des Ersten Weltkriegs in der NS-Propaganda.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Prof. Dr. Christoph Zuschlag, Constanze Keilholz und Dr. Timo Hagen. Wir danken für die freundliche Unterstützung durch das LVR-LandesMuseum Bonn.
„Kleine Welten“: Kandinsky im Kunsthistorischen Institut
Bild © Universität Bonn / YouTube