Eine quellenkritische Untersuchung der Publikation Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus (1963) von Hildegard Brenner

Gegenstand des interdisziplinären Forschungsprojekts ist die Sichtung, Auswertung, Kontextualisierung und Aufbereitung der in Gänze unerforschten Protokolle, Interviews und Notizen, die Hildegard Brenner (geb. 1927) im Rahmen ihrer Publikation Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus (1963, erschienen im Rowohlt-Verlag) anfertigte. Das Projekt bewegt sich an der Schnittstelle von Literaturwissenschaft, Zeitgeschichte und Kunstgeschichte und basiert auf Grundlagenforschung.

Eine der grundlegenden Publikation, welche die polykratischen Strukturen der Kunstpolitik im nationalsozialistischen Regime offenlegte, lieferte die Literaturwissenschaftlerin Hildegard Brenner. Auf Jahrzehnte zählte die Publikation für die kunsthistorische Forschung zu einem wichtigen Referenzwerk. Bis heute prägen ihre Untersuchungen maßgeblich das Verständnis über die Kunstpolitik im Nationalsozialismus. Dabei wurde bisher nicht näher in den Blick genommen, dass Brenners Forschungen zum Teil auf Gesprächen mit Zeitzeugen basieren, die selbst im Kunstbetrieb zwischen 1933 und 1945 agierten.

Angesichts der Relevanz von Brenners Band für die kunsthistorische Disziplin drängen sich auch mehr als fünfzig Jahre nach dessen Erscheinen mehrere Fragen auf: Mit wem und worüber führte Brenner Gespräche? Welche Gewichtung maß sie den Erzählungen dieser Akteur*innen bei? Welche Bedeutung spielten persönliche Erinnerungen nationalsozialistischer Kulturfunktionäre für Brenners Buch und folglich für die (Kunst-)Geschichtsschreibung zur nationalsozialistischen Kunstpolitik?

Ziel dieser Untersuchung ist es, eine quellenkritische Untersuchung und Relektüre der Publikation vorzunehmen, indem Brenners Darstellungen der Vergangenheit mithilfe von Archivmaterial überprüft werden. Damit möchte das Vorhaben einerseits neue Erkenntnisse über das Funktionieren des Beziehungsnetzwerks im nationalsozialistischen Kunstbetrieb und etwaigen nachkriegszeitlichen Kontinuitätslinien liefern, und andererseits einen Beitrag zum Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit für die Kunstgeschichte nach 1945 leisten.

Leitung: Dr. des. Nora Jaeger
Beteiligte: Anna Gürteler B.A.  
Laufzeit: Seit Januar 2024
Finanzierung: Argelander Starter Kit Grant der Universität Bonn (seit 2024), Leibniz-Fellowship „Value of the Past“ am IfZ, Gerd Bucerius-Stipendium der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius am DLA (beides Archivaufenthalte)

Der Abdruck des Buchcovers erfolgte mit Zustimmung der Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg.

Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler arbeiten hinter einer Glasfassade und mischen Chemikalien mit Großgeräten.
© Rowohlt Verlag GmbH

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