Universität Bonn

Forschungsstelle Informelle Kunst

Die Forschungsstelle

Die Forschungsstelle

Seit Juni 2019 gibt es am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn ein eigenes Zentrum zur Erforschung der Kunst des Informel.

Warum eine Forschungsstelle Informelle Kunst?

Das Informel war die zentrale künstlerische Innovation in der Kunst der 1950er-Jahre. Verschiedene kunsthistorische Quellen flossen in das Informel ein, das unterschiedliche parallele Strömungen umfasste und verschiedene Reaktionen auslöste, die bis in die Gegenwart hinein wirken. Der Begriff Informel bezeichnet keinen Stil, sondern charakterisiert eher eine künstlerische Haltung, die klassische Form- und Kompositionsprinzipien ebenso ablehnt wie die geometrische Abstraktion. Die informelle Kunst strebt eine gegenstandsfreie, offene und prozessuale Bildform an. Viele der nachfolgenden Strömungen bezogen sich in der einen oder anderen Weise auf sie, indem sie daran anknüpften oder sich bewusst davon abgrenzten. Umso mehr erstaunt es, dass es bislang kein Forschungszentrum für diesen Bereich gegeben hat und er in der universitären Lehre kaum vorgekommen ist.

Diese Lücke schließt nun die im Juni 2019 am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn gegründete Forschungsstelle Informelle Kunst. Sie verfolgt das Ziel, die in den letzten Jahren eher spärlichen Forschungen zum Informel zu intensivieren und insbesondere den akademischen Nachwuchs einzubinden und zu fördern. Dabei soll das Informel in all seinen unterschiedlichen Facetten in Deutschland, Europa, Japan und in den USA untersucht, mithin eine globale und transnationale Perspektive eingenommen werden. Bislang nicht oder wenig beachtete Aspekte, wie etwa die Bedeutung der Künstlerinnen oder auch das Informel in der DDR, sollen in den Blick genommen, zugleich eingefahrene kunsthistorische Narrative, etwa die Konnotation Informel = Kunst der Freiheit, kritisch hinterfragt werden.

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Blick die Ausstellung im Kunsthistorischen Insitut anlässlich der Eröffnung der Forschungsstelle im Juni 2019 © Jean-Luc Ikelle-Matiba
Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler arbeiten hinter einer Glasfassade und mischen Chemikalien mit Großgeräten.
Blick in die Ausstellung im Kunsthistorischen Institut anlässlich der Eröffnung der Forschungsstelle im Juni 2019 © Jean-Luc Ikelle-Matiba

Das Informel in Bonn und im Rheinland

Um die Forschung und Lehre zum Informel zu intensivieren, ist Bonn ein geradezu idealer Standort: Das LVR-LandesMuseum Bonn mit der dort angesiedelten Kunststiftung Hann Trier wie auch das Kunstmuseum Bonn besitzen repräsentative Werke des Informel. Ab 1972 engagierte sich die Galerie Hennemann über Jahrzehnte für die Vermittlung dieser Kunst, unterstützt von dem Kurator und Autor Manfred de la Motte. Das Rheinische Archiv für Künstlernachlässe in Bonn verwahrt unter anderem die Nachlässe des Bildhauers Friederich Werthmann und der Malerin Marie-Louise von Rogister.

Das Rheinland war ohnehin das vielleicht wichtigste Zentrum des Informel in Deutschland: An der Düsseldorfer Akademie lehrten K. O. Götz, Gerhard Hoehme und Peter Brüning. Der Kunstpalast in Düsseldorf verfügt mit der Sammlung Kemp über eine bedeutende Privatsammlung informeller Kunst. In Köln lebte über viele Jahrzehnte Bernard Schultze, das Museum Ludwig bewahrt einen Großteil seines künstlerischen Nachlasses, ein anderer Teil wird von VAN HAM Art Estate verwaltet. Auf Schloss Alfter bei Bonn gründete sich bereits 1947 um den Künstler Hubert Berke die Donnerstag-Gesellschaft, welche die ersten Ausstellungen abstrakter Kunst in der Nachkriegszeit realisierte. Die Nachlässe wichtiger Galerien wie der Galerie 22 in Düsseldorf und der Galerie Der Spiegel in Köln befinden sich zum Teil im Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung (ZADIK) in Köln, das daher reiches Quellenmaterial bereithält.

Ziele & Projekte

Integraler Bestandteil der Forschungsstelle sind die Vergabe von Promotionsstipendien, die Veranstaltung von Workshops und Tagungen, die Pflege nationaler wie internationaler Kooperationen sowie die Anregung und Durchführung von Sonderausstellungen in Zusammenarbeit mit Museen und anderen Partnern. Seit der Gründung wird am Aufbau einer Studien- und Lehrsammlung sowie einer Spezialbibliothek gearbeitet. In einer eigenen Schriftenreihe werden ab 2021 sowohl wissenschaftliche Publikationen als auch bedeutende Quellenschriften zum Informel in Erstübersetzungen erscheinen.

Tagung Kunst des Informel
© Jean-Luc Ikelle-Matiba
Beirat der Forschungsstelle Informelle Kunst
v.l.n.r.: Hans Maulberger, Christoph Zuschlag, Anne-Kathrin Hinz, Ina Hesselmann, Kay Heymer, Renate Goldmann, Dieter Groll, Carolin Weber, Sigrid Hofer (nicht anwesend: Gabriele Uelsberg) © Forschungsstelle Informelle Kunst

Kooperationen & Förderer

Die Forschungsstelle Informelle Kunst kooperiert eng mit Kolleginnen und Kollegen in Universitäten, Museen und im Kunsthandel sowie mit Privatsammlungen. Begleitet wird sie von einem ehrenamtlich tätigen Beirat, dem Dr. Renate Goldmann (VAN HAM Art Estate), Dr. Dieter Groll (Köln), Ina Hesselmann (Stiftung Informelle Kunst, Darmstadt), Kay Heymer (Kunstpalast, Düsseldorf), Prof. Dr. Sigrid Hofer (Universität Marburg), Hans Maulberger (Galerist, München) und Dr. Gabriele Uelsberg (Direktorin des LVR-LandesMuseum Bonn a. D.) angehören. Förderer der Forschungsstelle sind die Stiftung Informelle Kunst, die MKM Stiftung, die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung, die Galerie Maulberger, die K. O. Götz und Rissa-Stiftung, eine Privatsammlung in Meerbusch, die Stiftung Stark für Gegenwartskunst sowie VAN HAM Art Estate.


Informationen zum Download

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Kontakt

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Prof. Dr. Christoph Zuschlag

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Dr. des. Anne-Kathrin Hinz

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