Die Geschichte des privaten Sammelns in der SBZ und in der DDR ist, abgesehen von wenigen Einzelfallstudien, weitgehend ungeschrieben, wie die Wissenschaftler Thomas Rudert und Gilbert Lupfer im Jahr 2016 resümierten.
Fast zehn Jahre später hat sich daran wenig geändert. Doch mit der zunehmenden Aufmerksamkeit für die SBZ/DDR als „Unrechtskontext“, in dem Kulturgüter in Bewegung kamen, und mit der steigenden Zahl von Forschungsprojekten, die sich mit staatlichen Eingriffen in diese Bewegungen beschäftigen, ist es an der Zeit, eine genauere Analyse privater Sammlungen in diesen Kontexten zu versuchen.
Inwieweit war es möglich, Privatsammlungen in der SBZ und in der DDR zu erhalten oder aufzubauen? Wie wurden diese Sammlungen zusammengeführt und was ist aus ihnen geworden? Welche Verbindungen bestanden in diesen Kontexten zwischen privaten und öffentlichen/musealen Sammlungen? Welche Ressourcen stehen heute für die Erforschung dieser Privatsammlungen zur Verfügung und wie kann uns dies bei der Provenienzforschung mit Blick auf die SBZ, die DDR sowie auf frühere Unrechtskontexte helfen? Was sagt uns die Geschichte dieser Sammlungen über den spezifischen Kontext von SBZ/DDR von 1945 bis 1990?
Unter Privatsammlungen verstehen wir Sammlungen von Kulturgütern, darunter Werke der Bildenden Kunst (Malerei, Skulptur und Arbeiten auf Papier), aber auch Objekte der Angewandten Kunst und des Designs, die nicht aus öffentlichen, sondern aus privaten Mitteln aufgebaut wurden.
Wir freuen uns über Vorschläge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie von Museumsfachleuten in jeder Phase ihrer Karriere für 20-minütige Vorträge zu den folgenden Themen:
- Fallstudien zu Privatsammlungen aus der Vorkriegszeit und ihrem Schicksal in der SBZ/DDR
- Fallstudien zu neuen Sammlungen, die in der SBZ/DDR aufgebaut wurden
- Galerie- und Verkaufsnetzwerke, die den Aufbau von Sammlungen ermöglichten
- Netzwerke von Privatsammler*innen um Künstler*innen in DDR
- Präsentation von Privatsammlungen
- Privatsammlungen und Verbindungen zur Wissenschaft
- Das Schicksal der Privatsammlungen in der SBZ/DDR, u. a.:
• Beschlagnahme durch den Staat und anschließende Verkäufe
• Schenkungen, u. a. an staatliche Einrichtungen in Ostdeutschland und darüber hinaus
- Die Schicksale der SBZ/DDR-Privatsammlungen nach 1990
Die Tagung findet am 17. und 18. September 2026 in den Kunstsammlungen Chemnitz–Kunstsammlungen am Theaterplatz statt.
Einreichungen sind bis 17 Uhr deutscher Zeit am Freitag, den 28. November 2025, per E-Mail mit dem Betreff „Privates Sammeln SBZ/DDR“ an die Organisatoren Jun.-Prof. Dr. Lucy Wasensteiner (Universität Bonn), Dr. Anne-Kathrin Hinz (Universität Bonn) und Marie Winter (Kunstsammlungen Chemnitz, Carlfriedrich Claus Archiv) zu richten, unter BonnChemnitz2026@uni-bonn.de. Bitte fassen Sie in einer PDF-Datei zusammen:
- Vortragstitel (ggf. Arbeitstitel) und ein Abstract (max. 300 Wörter) für einen 20-minütigen Vortrag
- aktueller Lebenslauf (max. 250 Wörter)
Derzeit werden Fördermittel zur Deckung der Reise- und Unterbringungskosten beantragt. Eine Publikation der der angenommenen Beiträge ist geplant.