18. September 2023

Ausstellung: "Kunstschutz": Fotografie zwischen Propaganda und Denkmalpflege Ausstellung: "Kunstschutz": Fotografie zwischen Propaganda und Denkmalpflege

Kunstschutz
Kunstschutz © KHI, Bonn
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"Kunstschutz": Fotografie zwischen Propaganda und Denkmalpflege

Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Instituts Bonn kuratiert von Hilja Droste und Gernot Mayer

5. Oktober - 5. November 2023

Universitätsmuseum Bonn

Regina-Pacis-Weg 1

53113 Bonn

Öffnungszeiten: Mi-So, 12:00-16:30

Zur Ausstellung:

Bereits kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam es zu verheerenden Zerstörungen bedeutender Kulturgüter. Als im August 1914 deutsche Truppen die belgische Stadt Löwen verwüsteten – wobei unter anderem die altehrwürdige Universitätsbibliothek vernichtet wurde – erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Einen internationalen Schock löste nur wenige Wochen darauf auch die deutsche Bombardierung der Kathedrale von Reims aus, durch die dieses Hauptwerk der französischen Gotik massive Schäden erlitt. Eine weltweite Empörung, negative Schlagzeilen und ein massiver Imageverlust waren die Folgen: Von nun an galt das Deutsche Reich als Nation zerstörungswütiger Barbaren.

In Reaktion auf diese Vorfälle wurde der militärische „Kunstschutz“ begründet, dessen offizielles Ziel die Bewahrung des Denkmalbestands vor Kriegsbeschädigungen war. Zugleich handelte es sich jedoch auch um ein Mittel der Propaganda, das ein positives Bild der ‚Kulturnation‘ Deutschland verbreiten sollte. Eine Schlüsselfigur innerhalb dieser Mission war Paul Clemen, Professor für Kunstgeschichte und Provinzialkonservator der Rheinprovinz in Bonn. Er widmete mehrere propagandistische Publikationen dem Thema ‚Kunstschutz‘ und leitete Fotokampagnen in Frankreich und Belgien. Die so entstandenen Fotografien waren als Beweismittel bestimmt, um den sorgsamen Umgang der Deutschen mit Denkmälern oder aber deren Beschädigung durch die gegnerischen Kriegsparteien zu belegen. Zugleich sollten diese Fotografien aber auch deutschen Institutionen als Forschungsmaterial dienen. Noch heute beherbergt das Kunsthistorische Institut Bonn einen großen Bestand von Abzügen aus diesen Fotokampagnen. Da diese Aufnahmen auf besetzten Gebieten entstanden sind, handelt es sich nicht zuletzt um Dokumente der Aneignung und der Bemächtigung fremden Kulturguts. 

Nach dem Muster des 1914 gegründeten militärischen „Kunstschutzes“ wurde auch während des Zweiten Weltkriegs eine entsprechende Stelle unter dem Oberkommando des Heeres eingerichtet. 1940 wurde Franz Graf Wolff Metternich, der wie Paul Clemen Provinzialkonservator der Rheinprovinz war und ebenfalls an der Universität Bonn lehrte, zum Beauftragten für „Kunstschutz“ ernannt. In den von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten sollte diese Organisation die Kulturgüter vor Kriegsschäden oder Plünderung sichern. Auch diesmal ging die Aufnahme von besonders schützenswerten Denkmälern mit einer fotografischen Dokumentation einher. Parallel dazu wurde 1943–1945 im Auftrag Adolf Hitlers eine umfassende Fotokampagne durchgeführt, mit der alle bedeutenden Wand- und Deckenmalereien in Deutschland erfasst werden sollten. Im Bewusstsein kommender Kriegszerstörungen, sollte dieses Bildmaterial künftig der Rekonstruktion und Wiederherstellung dienen. Bei diesem kostspieligen Unternehmen kam eine damals höchst innovative Technik zum Einsatz: Die Farbfotografie. 

Die Ausstellung „Kunstschutz“: Fotografie zwischen Propaganda und Denkmalpflege thematisiert verschiedene Facetten dieses komplexen Themas. Aus den reichen Beständen des Paul-Clemen-Museums des Kunsthistorischen Instituts Bonn sind Fotografien, historische Großbilddias und Projektoren, Farbdias des sogenannten „Führerauftrags Monumentalmalerei“ sowie Gipsabgüsse zu sehen, die durch zeitgenössische Publikationen und Dokumente ergänzt werden. Die im Rahmen einer Lehrveranstaltung mit Studierenden entwickelte Schau hinterfragt diese Bilder aus Kriegszeiten und lädt die Besucher*innen zu einer kritischen Reflexion ein. Auch heute schockieren uns Bilder, die die Vernichtung von Kulturgütern dokumentieren: Etwa die gezielte Zerstörung von UNESCO-Weltkulturerbe in Afghanistan, im Irak oder Syrien durch islamistische Terroristen oder die Angriffe auf Denkmäler in der Ukraine, mit denen Russland seit Februar 2022 gegen die Grundsätze der Haager Konvention verstößt.

Parallel zur Ausstellung im Universitätsmuseum gibt es auch eine Online-Ausstellung!

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