Institutsgeschichte

Geschichte des Kunsthistorischen Instituts

Erfahren Sie hier mehr über die Geschichte des Instituts von dessen Gründung bis zur Gegenwart.

Fachliche Anfänge in der Frühzeit der Bonner Universität

Bereits mit der Gründung der Bonner „Rhein-Universität“ 1818 (ab 1828 Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität), welche die Integration der neuerworbenen nördlichen Rheinlande in die preußische Monarchie befördern sollte, gelangte in Person August Wilhelm von Schlegels (1767-1845) ein kunsthistorisch engagierter Gelehrter auf einen der ersten Bonner Lehrstühle. Dass letzterer für Indologie denominiert war, hielt den universell interessierten, vor allem als Literaturhistoriker, Übersetzer und „Romantiker“ bekannten Schlegel nicht davon ab, über die kommenden Jahre wiederholt eine Vorlesungsreihe zur „Theorie und allgemeinen Geschichte der bildenden Künste“ zu halten. Den Boden für ein frühes Aufkeimen der Kunstgeschichte in Bonn bereitete ferner der Naturforscher, praktische Zeichner und Kunstsammler Joseph Wilhelm Eduard d'Alton (1772-1840), 1826 an der Philosophischen Fakultät zum Ordinarius für „Ästhetik“ berufen, mit seinen Vorlesungen etwa zur „Theorie der schönen Künste“, zur „neueren Kunstgeschichte“ oder zum „Studium der griechischen Kunst“.

Politische Revolution und fachliche Evolution

Für ein allmähliches Herauswachsen der Kunstgeschichte aus verschiedenen älteren Wissenschaftszweigen steht Gottfried Kinkel (1815-1882) Pate. Als Privatdozent für Evangelische Theologie bereits in Bonn lehrend, war der kunst- und kulturhistorisch begeisterte Kinkel – auf eigene Initiative – 1846 umhabilitiert und zum „außerordentlichen Professor der neueren Kunst-, Litteratur- und Cultur-Geschichte“ berufen worden. Die Lücke, welche der Tod Schlegels und d’Altons hinterlassen hatte, vermochte Kinkel allerdings nur kurzzeitig zu schließen. Sein reges, auch publizistisches Engagement im Zuge der gescheiterten Revolution von 1848 machte Kinkel zum politisch Verfolgten. Seine Flucht nach England, wo er auf Grundlage seiner Bonner Forschungen wertvolle Impulse zur dortigen Etablierung des Faches gab, und sein Gang in die Schweiz, wo er 1866 am Basler Polytechnikum schließlich zum ordentlichen Professor der Kunstgeschichte ernannt wurde, markierten für die Kunstgeschichte in Bonn einen vorläufigen Rückschritt.

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Christian Friedrich Tieck: August Wilhem von Schlegel, 1816-1830, Marmorbüste, Universität Bonn © Archiv des Kunsthistorischen Instituts, Bonn
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Studierende im Innenhof der Universität Bonn im Jahr 1839 © Archiv der Universität Bonn/Signatur: UA Bonn, SBS 561

Das erste Ordinariat für Kunstgeschichte

Erst mit Anton Springer (1825-1891) erlangte die Bonner Kunstgeschichte auch institutionell Kontinuität. Der aus dem habsburgisch-katholischen Prag stammende, an der dortigen Karlsuniversität historisch-philosophisch geschulte Springer konnte sich trotz seiner Verwicklungen in die 1848er Revolution 1852 an der Bonner Universität als Kunsthistoriker habilitieren. Seine hernach beginnende Lehr- und rege Publikationstätigkeit war geprägt von strenger Empirie und einer historisch-kritischen, objektbasierten Methodik, die dem historistischen Zeitgeist entsprach. Damit grenzte er die Kunstgeschichte von anderen Wissenschaftsdisziplinen ab, was ihm 1860 das erste, seither kontinuierlich neubesetzte Ordinariat für „Neuere Kunstgeschichte“ in Bonn eintrug. Springers Schriften und öffentliche Vorträge trugen indes erheblich auch zur gesellschaftlichen Anerkennung des Faches über Bonn hinaus bei. Ob es die noch mangelhafte Ausstattung des Bonner Lehrstuhls oder vielmehr Springers oft zur Schau gestellter preußisch-deutscher Patriotismus waren, die ihn 1872 an die im gleichen Jahr neugegründete „Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg“ im nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 annektierten Elsaß-Lothringen ziehen ließ, muss offenbleiben. Bereits 1873 wechselte er auf den kunsthistorischen Lehrstuhl in Leipzig, womit Springer sein in Bonn begonnenes Konstituierungswerk auf die drei ersten Lehrstühle für Kunstgeschichte an deutschen Universitäten ausdehnte.

Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler arbeiten hinter einer Glasfassade und mischen Chemikalien mit Großgeräten.
Lesesaal der Bibliothek unter Paul Clemen, um 1916. Im Hintergrund an der Wand auf einer Konsole die Büste von Anton Springer © Archiv des Kunsthistorischen Instituts, Bonn

Etablierung und Institutionalisierung im Kaiserreich

Mit Carl Justi (1832-1912) folgte auf den Bonner Lehrstuhl 1872 ein protestantisch geprägter Privatdozent der Philosophie, dessen Bonner Jahre weniger durch seine Lehrtätigkeit als durch Justis vielfältige Forschungs- und Publikationstätigkeit charakterisiert sind. Nach Fertigstellung seiner berühmten Winckelmann-Biografie erarbeitete Justi seine bis heute gelesenen Künstler-Biografien zu Velazquez (1888) und Michelangelo (1900/09). Justis Betonung des selbständigen künstlerischen Schaffens und dessen wechselseitiger Beeinflussung – durchaus konträr zu der nach abgrenzbaren „Nationalstilen“ suchenden zeitgenössischen Forschung – kann vor dem Hintergrund heutiger Kulturtransferforschung als wegweisend gelten. Unter den wenigen sich in Bonn habilitierenden Schülern Justis stechen der Michelangelo-Forscher Henry Thode (1857-1920) und Paul Clemen (1866-1947) als erster „Rheinischer Provinzialkonservator“ und ab 1902 Nachfolger Justis in Bonn hervor. Bei Justi hörte auch Aby Warburg (1866-1929), der 1886/87 in Bonn studierte.

Paul Clemen

Paul Clemen prägte das Bonner Institut, welches vor seiner Zeit lediglich als „Kabinett für neuere Kunst“ in wenigen Räumen des Bonner Residenzschlosses mit bescheidener Lehr- und Schausammlung existiert hatte, in seiner 33jährigen Amtszeit maßgeblich und entwickelte es zu einer für die Region zentralen wissenschaftlichen Instanz. Nicht zuletzt der systematische Ausbau der Bibliothek, die schon bald zur größten kunsthistorischen Fachbibliothek Deutschlands werden sollte, wie auch der bedeutenden Abgusssammlung  verdanken sich seinem Engagement. Die von Clemen initiierte „Vereinigung von Freunden“ des KHI trägt bis heute in erheblichem Maße zum Etat bei. Als Forschender und Lehrender kann Clemen, ungeachtet seiner Schwerpunkte in der mittelalterlichen Malerei und Architektur der Rheinlande, als kunsthistorischer Universalist bezeichnet werden. Daneben blieb die Denkmalpflege stets ein wichtiger Teil seines Wirkens.

Büste Carl Justi
Gisela Pütter-Zitelmann: Carl Justi, 1911, Bronzebüste, Kunstistorisches Institut, Bonn © Jean-Luc Ikelle-Matiba
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Paul Clemen im Arbeitszimmer, im Hintergrund Gipsabgüsse, die immer noch Teil der Abgusssammlung sind (Écorché Büste), um 1910 (?) © aus: Paul Clemen: Der Rhein ist mein Schicksal geworden. Fragment einer Lebensbeschreibung, ed., komm. und mit einem Nachwort hrsg. von Gisbert Knopp und Wilfried Hansmann, Worms 2006, S. 72
Eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler arbeiten hinter einer Glasfassade und mischen Chemikalien mit Großgeräten.
Skulpturensaal des Kunsthistorischen Instituts, 1916 © Archiv des Kunsthistorischen Instituts, Bonn

Erster Weltkrieg und Weimarer Republik

Der Erste Weltkrieg (1914-1918) stellte für das KHI eine jähe Zäsur dar. Ordinarius Paul Clemen, der seine steile Karriere auch seiner Tätigkeit als akademischer Reisebegleiter und Lehrer der traditionell in Bonn studierenden Hohenzollernprinzen verdankte, diente an West- und Ostfront als Reichskommissar für den sogenannten „Kunstschutz im Krieg“. Die denkmalpflegerische Aufnahme von Baudenkmälern in den besetzten Gebieten fungierte dabei zugleich als Propagandamaßnahme gegen den Vorwurf deutscher Kulturbarbarei. Der verlorene Weltkrieg und das Ende der Monarchie bedeuteten auch für das KHI spürbare Einschnitte, das in Adel und Industriellen traditionelle Mäzene und Förderer gehabt hatte. Dessen ungeachtet trat neben Clemen, der auch in der Weimarer Republik seiner national-konservativen Haltung Ausdruck verlieh, mit Wilhelm Worringer (1881-1965) von 1925 bis 1928 ein außerordentlicher Professor. In Form seiner Dissertation „Abstraktion und Einfühlung“ (1907) hatte Worringer ein für den Expressionismus überaus fruchtbares Buch geschrieben. Mit Luise Straus (1893-1944) und ihrem späteren Gatten, dem berühmten Surrealisten Max Ernst (1891-1976), formierte sich u.a. innerhalb der Studierenden des KHI ein engagierter Kreis regionaler Dadaisten. Straus-Ernst wurde 1917 bei Paul Clemen als eine der ersten Frauen an der Universität Bonn promoviert. Die Publizistin, Kuratorin und Mutter Luise Straus-Ernst wurde 1944 im KZ Auschwitz als Jüdin ermordet.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Das von Kunst faszinierte NS-Regime warf schon bald nach Hitlers Machtantritt seine Schatten auch über das Bonner KHI. Dem 1935 emeritierten, noch 1942 von den Nazis für seine Würdigung des deutschen Volkstums im Sinne der revisionistischen „Westforschung“ mit dem Joseph-von-Görres-Preis belobigten Clemen folgte Alfred Stange (1894-1968) auf das Bonner Ordinariat. Stange, der sich bei dem eine dezidiert antisemitische Kunstgeschichtsschreibung praktizierenden Wilhelm Pinder (1878-1947) in München habilitiert hatte, war nicht nur überzeugter Nationalsozialist, sondern durch seine exzellenten Verbindungen und engagierte Mitwirkung auf höchsten Parteiebenen auch eine zentrale Figur der regionalen NS-Kunst-, Kultur- und Wissenschaftspolitik. Bereits 1933 Mitglied der NSDAP wie auch der SA, war es sein enges Vertrauensverhältnis zum NS-Chefideologen und Organisator des NS-Kunstraubs Alfred Rosenberg (1893-1946), welches Stanges Aufstieg und Wirken fundierte. Als Hauptlektor für Kunstgeschichte und Architektur der „Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums“ und Amtsverwalter im NS-Lehrerbund verband Stange seine Bonner Forschungen zur altdeutschen Malerei und Architektur der Renaissance mit der kunsthistorischen Rechtfertigung nationalsozialistischer Expansionspolitik.

Laufende Forschungen zur NS-Zeit am KHI

Wie aktuelle Forschungen zur Provenienz der Bibliotheksbestände des KHI anhand zahlreicher Verdachtsmomente unterstreichen (Link Provenienzforschungsprojekt zur KHI-Bibliothek), nutzte Stange seine Beziehungen zu diversen NS-Größen und den Schaltstellen der deutschen Besatzungsherrschaft in Frankreich, Belgien und den Niederlanden offenbar auch zur Ausstattung des KHI mit unrechtmäßig entzogenem Kunst- und Kulturgut. Wenige Monate bevor Stange nach Kriegsende 1945 aufgrund seiner NS-Belastung entlassen wurde, hatte ein alliierter Bombenangriff im Oktober 1944 das Bonner Schloss zerstört. Dabei gingen erhebliche Teile der museal aufgestellten Abgusssammlung des KHI unwiederbringlich verloren. Auch der Zweite Weltkrieg sah u. a. mit dem Clemen-Schüler Franz Graf Wolff-Metternich zur Gracht (1893-1978), der den Kunstschutz der Deutschen Wehrmacht im besetzten Frankreich von 1940 bis 1942 leitete, Mitglieder des KHI in ambivalenter Position zwischen dem Schutz von Kunstdenkmälern vor Kriegsschäden und der propagandistischen Tätigkeit für ein totalitäres Regime.

Skupturensaal nach der Bombardierung am 18. Oktober 1944, um 1945
Skupturensaal nach der Bombardierung am 18. Oktober 1944, um 1945 © Archiv des Kunsthistorischen Instituts, Bonn

Institutsarchiv

Das Kunsthistorische Institut hält ein eigenes Archiv mit Dokumenten, die nicht an das Universitätsarchiv abgegeben wurden.
Es werden Akten zu kunsthistorischen Vorlesungen und Veranstaltungen des Instituts, Verwaltungsunterlagen und Rechnungen, Institutskorrespondenz zu Organisation und Forschung sowie Personalia aufbewahrt. Der Zeitraum der Überlieferung umfasst die gesamte Institutsgeschichte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.

Ein Online-Findbuch ist aktuell noch nicht verfügbar, befindet sich aber im Aufbau. Eine Konsultation ist mit begründetem Forschungsinteresse innerhalb ihrer Öffnungszeiten in den Räumen der Bibliothek möglich. Für Rechercheanfragen und Konsultationstermine nutzen Sie den Button.

Weitere Dokumente zu ehemaligen Lehrenden und Studierenden der Universität Bonn verwaltet das Universitätsarchiv.

Halle des Kunsthistorischen Instituts mit Wandteppichen, 1950er/60er Jahre
Halle des Kunsthistorischen Instituts mit Wandteppichen, 1950er/60er Jahre © Kunsthistorisches Institut, Bonn

Nachkriegszeit und frühe Bonner Republik

 Den Wiederaufbau des Instituts leitete die im Folgenden prägende Figur Heinrich Lützelers (1902-1988). Lützeler, Sohn eines Bonner Porzellanmalers, vormaliger Student am KHI und Privatdozent für (Kunst-)Philosophie, war aufgrund seiner offenen Kritik an der NS-Ideologie Opfer einer Diffamierungskampagne geworden, die 1940 im Berufsverbot gipfelte. Als Mitglied, später Leiter der „Bau- und Grundstückskommission“ erwarb sich Lützeler zahlreiche Verdienste um die Wiederherstellung und den Ausbau der Universität im Ganzen wie speziell des KHI, das in den folgenden Jahrzehnten stark anwuchs. Lützelers virtuose Netzwerkbildung in Kultur, Politik und Gesellschaft verhalfen dem KHI zu mannigfacher Förderung, seine ausgiebigen Forschungsreisen (u.a. Japan, USA) legten den Grundstein für das seither vielfältige Exkursionsangebot am Institut. Die „Forschungsstelle für Orientalische Kunstgeschichte“, aus der die heute eigenständige Abteilung für Asiatische und Orientalische Kunstgeschichte hervorging, gründete Lützeler 1967 weitgehend auf der Grundlage von Spenden. Besondere Erwähnung verdient darüber hinaus Lützelers offene, wenn auch nicht unkritische Auseinandersetzung mit der kunsthistorischen Forschung in der DDR.

Ein Führungstandem für den Wiederaufbau

Für das wiederaufgebaute KHI (die Arbeiten dauerten bis 1953) hatte man sich bewusst für die Schaffung eines zweiten, weniger kunstphilosophisch orientierten Ordinariats entschieden, das 1947 mit Herbert von Einem (1905-1983) mit einem während des Nationalsozialismus weitgehend unbelasteten Kunsthistoriker besetzt wurde. Von Einem, der für diese Zeit für sich die „innere Emigration“ im Rahmen einer gleichgeschalteten Kunstwissenschaft in Anspruch nahm, steht indes beispielhaft für die planmäßige Verdrängung der NS-Vergangenheit in Gesellschaft und Wissenschaft der jungen BRD. Nicht zuletzt eine Fokussierung auf „unbelastete“ kunsthistorische Themenfelder wie das Mittelalter oder die Renaissance verhalf von Einem neben zahlreichen Ehrungen zu einem hohen Ruf als Integrationsfigur und dem KHI zu großem Renommée. Durch geschicktes Verhandeln, erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit und die Einbindung prominenter Wirtschaftsvertreter in die 1951 reaktivierte „Vereinigung von Freunden“ war es primär sein Verdienst, dass Ausstattung und Finanzierung des KHI noch in den 1960er Jahren erheblich verbessert werden konnten.

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Universität Bonn, Hauptgebäude, Hörsaal IX nach dem Wiederaufbau 1953 © Archiv des Kunsthistorischen Instituts, Bonn
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Porträtgalerie der Assistenten im Kunsthsistorischen Institut, 2018 © Jean-Luc Ikelle-Matiba
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Standort des Kunsthistorischen Instituts im Buen Retiro-Flügel des Bonner Residenzschlosses bis März 2023 © Jean-Luc Ikelle-Matiba

Ausbau und Ausdifferenzierung ab den 1970er Jahren

Auf Grundlage der Pionierarbeit in den Jahren des Wiederaufbaus ist, insbesondere nach den Studienreformen im Gefolge der 1968er-Bewegung, die schrittweise Integration neuer, teils zuvor wenig beachteter Themenfelder kennzeichnend, die für das KHI späterhin zu wichtigen Alleinstellungsmerkmalen werden sollten: Byzantinische Kunstgeschichte, flämische und niederländische Malerei, italienische Kunst und Architektur werden seither durch eigene Professuren vertreten; mittelalterliche Kunst und die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts als weitere Schwerpunkte sowie nicht zuletzt die enge Anbindung des Nachbarfaches Christliche Archäologie gewährleisten ein Spektrum, wie es nur wenige Universitäten in Deutschland vorweisen können. Prägende Personen im Rahmen dieser Entwicklung waren etwa Günter Bandmann (1917-1975), insbesondere für die mittelalterliche Sakralarchitektur, Tilmann Buddensieg (1928-2013) mit seinen vielfältigen Forschungen von der frühchristlichen Sakralkunst bis zur modernen Industriekultur, Horst Hallensleben (1928-1998) als bedeutender Spezialist für byzantinische Kunst, Justus Müller-Hofstede (1929-2015) als großer Kenner der niederländischen Kunstgeschichte, Gunter Schweikhart (1939-1997) für die Kunst der Renaissance wie auch Eduard Trier (1920-2009) als bekannter Vertreter der Erforschung Moderner Kunst wie auch als Kurator berühmter Ausstellungen, Herbert Siebenhüner (1908-1996) für die italienische Kunst in Renaissance und Barock oder Andreas Tönnesmann (1953-2014) zur Architekturgeschichte – um nur einige Namen zu nennen…

Jüngste Entwicklungen und Ausblick

Seit 1913 befand sich das Institut über ein gutes Jahrhundert im ehemaligen Buen-Retiro-Flügel der kurfürstlichen Residenz. Bedingt durch umfassende Sanierungsmaßnahmen am Schloss ist das KHI samt Bibliothek im Februar 2023, zunächst provisorisch für die nächsten Jahre, in den modernen Bürokomplex in der Rabinstraße 8 umgezogen. In den vergangenen Jahren wesentlich erweitert und in seinem Forschungs- und Lehrprofil weiter geschärft, etwa durch die 2018 in Kooperation mit der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät eingerichteten, drei Professuren umfassenden „Forschungsstelle Provenienzforschung, Kunst- und Kulturgutschutzrecht“, der „Forschungsstelle Informelle Kunst“, der jüngst eingerichteten Professur für „Digitale Bildkulturen“ sowie einer neuen Architekturprofessur rückt das KHI Bonn inzwischen verstärkt Themen der globalen und digitalen Kunstgeschichte in den Fokus, während der 2019 gestartete Masterstudiengang „Provenienzforschung und Geschichte des Sammelns“ auch dem seit dem Schwabinger Kunstfund starken öffentlichen Interesse an der Provenienzforschung Rechnung trägt. Befördert durch den 2019 erreichten Exzellenz-Status der Uni Bonn, hat das KHI stärker denn je am interdisziplinären Austausch und an interfakultativen Kooperationsprogrammen Anteil. Fast die Hälfte der Lehrstühle sind inzwischen mit Frauen besetzt. Vor dem Hintergrund seiner bewegten Institutsgeschichte, deren kritische Aufarbeitung es sich weiterhin zum Ziel setzt, blickt das KHI auch und gerade in Zeiten von Covid-19-Pandemie und Ukraine-Krieg neuen verantwortungsvollen Aufgaben bei der Erforschung, Lehre und Vermittlung kunsthistorischer Themenfelder entgegen.

Gebäude Rabinstr.
Neuer Standort des Kunsthistorischen Instituts ab März 2023 © Jean-Luc Ikelle Matiba

Videos zur Institutsgeschichte

Mehr zur wechselvollen Geschichte und zu den wichtigsten Stationen in der Entwicklung des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn erfahren Sie im YouTube-Kanal von uni-bonn.tv.

150 Jahre Lehrstuhl für Kunstgeschichte in Europa

Zu Max, Paul und Achim. Exkursion des Alumni-Netzwerks der Uni Bonn


Mehr zur Institutsgeschichte in...

  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn/Kunsthistorisches Institut (Hg.): Die Einweihung des Kunsthistorischen Instituts der Universitaet: Reden, gehalten am 4. Juli 1953 (Alma mater 5), Bonn 1954.
  • Roland Kanz (Hrsg.): Das Kunsthistorische Institut in Bonn, Geschichte und Gelehrte, Berlin/München 2018.
  • Esther Rahel Heyer/Hans-Werner Langbrandtner/Florence de Peyronnet-Dryden (Hrsg.): Kulturgutschutz in Europa und im Rheinland. Franziskus Graf Wolff Metternich und der Kunstschutz im Zweiten Weltkrieg, Wien u. a. 2021.
  • Hans-Paul Höpfner: Die Universität Bonn im Dritten Reich. Akademische Biographien unter nationalsozialistischer Herrschaft (Academica Bonnensia 12), Bonn 1999.
  • Nikola Doll: "[…] das beste Kunsthistorische Institut Grossdeutschlands.". Das Kunsthistorische Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn im Nationalsozialismus, in: dies. u. a. (Hrsg.): Kunstgeschichte im Nationalsozialismus. Beiträge zur Geschichte einer Wissenschaft zwischen 1930 und 1950, Weimar 2005, S. 49-60.
  • Nikola Doll: Politisierung des Geistes. Der Kunsthistoriker Alfred Stange und die Bonner Kunstgeschichte im Kontext nationalsozialistischer Expansionspolitik, in: Burkhard Dietz u. a. (Hrsg.): Griff nach dem Westen. Die "Westforschung" der völkisch-nationalen Wissenschaften zum nordwesteuropäischen Raum (1919-1960) (Studien zur Geschichte und Kultur Nordwesteuropas 6), Münster 2003, S. 979-1015.
  • Iris Grötecke: Alfred Stanges Buchreihe Deutsche Malerei der Gotik, Ein Stil als geschichtliches Schicksal, in: Maike Steinkamp/Bruno Reudenbach (Hrsg.): Mittelalterbilder im Nationalsozialismus (Hamburger Forschungen zur Kunstgeschichte 9), Berlin 2013, S. 13-29.
  • Iris Grötecke: Wissenschaftliche Auslandsbeziehungen, Alfred Stanges Vortragsreisen zwischen 1936 und 1944, in: Esther Heyer u. a. (Hrsg.): „Als künstlerisch wertvoll unter militärischem Schutz!“, Ein archivisches Sachinventar zum militärischen Kunstschutz im Zweiten Weltkrieg, Wien u. Köln 2022, S. 391-414.
  • Ruth Heftrig: Facetten der Bonner Kunstgeschichte im Nationalsozialismus, in: Thomas Becker (Hrsg.): Zwischen Diktatur und Neubeginn, Die Universität Bonn im "Dritten Reich" und in der Nachkriegszeit, Göttingen 2008, S. 141-158.
  • Eva Weissweiler: Notre Dame de Dada. Luise Straus - das dramatische Leben der ersten Frau von Max Ernst, Köln 2016.
  • Harald Wolter-von dem Knesebeck (Hrsg.): Paul Clemens Erbe. Das Kunsthistorische Institut Bonn (Opaion 1), Berlin 2014.
  • Christoph Zuschlag (Hrsg.): Candida Höfer: Kunsthistorisches Institut Bonn , Ausstellungskatalog, Berlin 2020.

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